Ein Partner im Fokus: Interview mit Friederike und Michael Nette

Friederike und Michael Nette, Nette GmbH

Partner für Handel und Industrie:

Nachhaltige Service-Verpackungen aus Göttingen

Die Nette GmbH wächst, ein Standortwechsel steht an und mit Friederike Nette ist nun die dritte Generation der Familie in
das Unternehmen eingetreten. Im Interview äußern sich Friederike und Michael Nette zur aktuellen Entwicklung.

Frau Nette, Sie sind jetzt 27 Jahre alt und haben nun begonnen, im Unternehmen Ihrer Familie zu arbeiten. Können Sie sich erinnern, wann Sie das erste Mal mit dem Betrieb in Kontakt gerieten?

Das Unternehmen war für meine vier Geschwister und mich eigentlich immer sehr präsent und prägte uns, glaube ich, auch von Beginn an. Schon als Jugendliche habe ich begonnen, hier in den Sommerferien Rechnungen zu sortieren. Diese Erfahrungen waren dann auch der Auslöser für meinen Entschluss, BWL zu studieren.

Sie haben Ihre Masterarbeit über ein großes, international tätiges Unternehmen in China geschrieben und zuvor nach Ihrem Bachelor-Abschluss eine Reihe von internationalen Praktika in der Industrie und bei Unternehmensberatungen absolviert. Warum sind Sie jetzt nach Göttingen zurückgekehrt?

Es war immer klar, dass ich nach dem Studium erst einmal woanders Erfahrungen sammeln wollte. Ich stimme da ganz mit meinem Vater überein, der immer betonte, wie wichtig es ist, zunächst einmal etwas anderes zu sehen, bevor man sich längerfristig festlegt. Deshalb war ich in den Niederlanden, in England und eben in China. Im Nachhinein bin ich dankbar für diese unterschiedlichen Erfahrungen, von denen ich sicher noch profitieren werde. Insbesondere die Zeit in China war sehr spannend, weil ich wertvolle Einblicke in die chinesische Perspektive und Kultur gewinnen konnte, doch zugleich bestärkten mich diese Erlebnisse auch darin, nach Göttingen zurückzukehren, um hier zu arbeiten.

Was war dafür der Auslöser?

In den vergangenen fünf bis sechs Jahren konnte ich sehr schnell feststellen, dass ein Familienunternehmen etwas sehr Besonderes ist. Hier kann man beispielsweise viel direkter etwas erreichen, weil man nicht nur sehr viel schneller anfassen muss, sondern es eben auch tatsächlich kann.

Welchen Aufgabenbereichen widmen Sie sich jetzt gerade?

Auf die Dauer werde ich zwar alle Bereiche durchlaufen, aber im Moment bin ich im Schwerpunkt in der Buchhaltung aktiv. Darüber hinaus setze ich gerade verschiedene IT-Projekte durch. So setzen wir gerade einen neuen Webshop auf und erneuern die Software unseres Lagerverwal- tungssystems – beides steht im Zusammenhang mit dem geplanten Standortwechsel nach Bovenden.

Herr Nette, ein Standortwechsel steht an. Warum wurde das notwendig?

Unser Unternehmen hat sich in den letzten Jahren in verschiedenen Bereichen erfolgreich weiterentwickelt. Wir beschäftigen jetzt 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sind neben Göttingen in Leipzig und Berlin vertreten und haben kürzlich einen Standort in Hamburg eröffnet. Unser Umsatz liegt jetzt bei jährlich 33 Mio. Euro. Auf diese positive Entwicklung muss jedoch noch weiteres Wachstum folgen, wenn wir uns am Markt behaupten wollen. Das erfordert mehr Platz, und deshalb werden wir unseren Firmensitz von Göttingen nach Bovenden verlegen.

Welche Faktoren spielten für diesen Erfolg eine Rolle?

Aus Klimaschutzgesichtspunkten steht die Verpackungsbranche – insbesondere unser Bereich der Serviceverpackungen – gegenwärtig immer häufiger in der Kritik. Wir haben unser Sortiment komplett auf Nachhaltigkeit ausgerichtet - unser „Nette natürlich“ Sortiment - und beschäftigen uns aktuell mit der Einführung von Mehrweg- Verpackungen für das To-Go-Geschäft. Ein weiteres Standbein ist der Ausbau unserer Industrie-Verpackung. Hier haben wir im Geschäft mit Industriekunden enorme Zuwächse und wollen diese Kundengruppe weiter ausbauen. Heute beliefern wir unsere Kunden bundesweit just in time und planen in naher Zukunft die Eröffnung weiterer Standorte, um nah bei unseren Kunden zu sein. Wir sind Anteilseigner und Gründungsmitglied an zwei internationalen Einkaufskooperationen, die weltweit für den Einkauf unserer Produkte zuständig sind. Natürlich belastete die Corona-Krise unsere Absätze bei unseren Kunden im Einzelhandel und in der System-Gastronomie, doch das haben die Zuwächse im industriellen Bereich gut aufgefangen. Nach knapp 70 Jahren Unternehmensgeschichte wachsen wir hier in wichtige neue Märkte hinein und haben im Zuge dieser Entwicklung auch unser Unternehmen mit der Änderung unseres Namens von „Nette Papier“ in „Nette Partner in Handel und Industrie“ neu positioniert.

Mit dem Eintritt Ihrer Tochter in das Unternehmen ist jetzt auch die nächste Generation Ihrer Familie an Bord. Ist das etwas, das man als Vater bewusst zu befördern versucht?

Das sollte man als verantwortungsbewusster Vater nicht tun. Man darf seine Kinder nicht überreden. Doch um als Selbstständiger erfolgreich zu sein, muss man der eigenen Tätigkeit vor allem Leidenschaft entgegenbringen. Und diese Leidenschaft, die kann man vorleben. Das habe ich bei meinem Vater so erlebt, und wenn ich dies bei meinen eigenen Kindern ebenfalls tat, dann steht einer erfolgreichen Zukunft für unser Unternehmen nichts im Weg. Neben Friederike bereiten sich auch mein Sohn Florian, der noch in Bayreuth BWL studiert, und mein Sohn Malte, der aktuell in einem befreundeten Unternehmen in Nürnberg eine Ausbildung im Groß- und Außenhandelsmanagement absolviert, darauf vor, einmal im Familienunternehmen zu arbeiten. Wie ihre Schwester müssen aber beide zuvor noch in die Fremde. Das ist mir wichtig.

Sie sind 60 geworden, Ihre Tochter ist 27. Welche Rolle spielt da die unterschiedliche Perspektive verschiedener Generationen?

Zunächst sind die Erfahrungen, die meine Tochter in Unternehmensberatungen sammeln konnte, ein wichtiger Input für unsere Arbeit. Darüber hinaus ist es von Vorteil, dass Friederike einen Blick für die Vorstellungen zur Work-Life- Balance ihrer Generation hat, denn wir brauchen gerade diese jungen Mitarbeiter, damit unsere Mannschaft nicht überaltert. Hier profitieren wir von Friederikes Perspektive, denn obwohl ich es wichtig finde, dass die Jugend hier ihren eigenen Weg findet, fällt es mir manchmal nicht leicht, das nachzuvollziehen.

Geht es auch bereits um die Frage Ihrer Nachfolge?

In gewisser Weise sind das sicher die ersten Schritte. Doch das ist ein langer Weg, und um die Leitungsverantwortung übernehmen zu können, braucht es sicherlich eher zehn Jahre entsprechender Erfahrungen im Unternehmen.

 

Quelle: CHARAKTER - Gesellschaftsmagazin für Südniedersachsen, Ausgabe Sommer 2021